Am Sonntag, 20. August 1911, zwischen 14.00 und 15 .00 Uhr brach im Scherbhaus in Unterpaßberg, aus unbekannter Ursache ein Brand aus.
Aufgrund der großen Trockenheit und einem heftigen Sturm breitete sich das Feuer in windeseile aus. Insgesamt brannten 10 Häuser ab: in Unterpaßberg die Häuser "Scherb" Unterpaßberg 10, "Kreil"
Unterpaßberg 11, "Weinberger" Unterpaßberg 13, "Lehner" Unterpaßberg 14, in Oberpaßberg die Hauser: "Petermichl" Oberpaßberg 1, "Wirani" Oberpaßberg 3, "Breuer-Petern" Oberpaßberg 4,
"Halt-Franzl" Oberpaßberg 33, "Gregern-Toni" Oberpaßberg 17 und "Kirlinger" Oberpaßberg 20.
Es spielten sich dramatische Szenen ab. Beim "Petermichl" hat man den einjährigen Josef mitsamt dem Kindeswagen in die Bachwiese gestellt. Durch brennende Strohbüschel fing jedoch der Kinderwagen
Feuer und der Bub erlitt vor allem an den Füßen schwere Brandverletzungen. Beim "Breuer-Petern" stand die alte "Peterin" vor dem Haus und war verzweifelt. Ihr Mann war in das brennende Haus
zurückgerannt, um das aus dem Fenster hängende Bettzeug in der "Obern Stubn" wegzuräumen. Der "Edhiasl" Oberpaßberg 2 lief ihm nach, um ihm zu helfen. Kurz danach stürzte der brennende Dachstuhl
ein und die beiden konnten sich gerade noch in einen Erdkeller retten, denn der Fluchtweg ins Freie war ihnen abgeschnitten. Die Feuerwehr konnte sie zum Glück noch rechtzeitig retten. Der
"Peter" erlitt eine so starke Rauchgasvergiftung, dass die Feuerwehrmänner ihn aus dem Keller bergen mussten. Sie brachten ihn zum "Blasl", wo er eine volle Woche im Bett lag.
Die Häuser zwischen "Blasl" und "Mosbauer" blieben auf Grund des sich drehenden Windes vom Feuer verschont, dies brachte auch dieser Häusergruppe den Namen "Altstadt" ein. Der Wind war so heftig,
dass brennende "Firstscheiben" aus Stroh sorgar bis nach Obernschlag getragen wurden.
Am Prendterberg geriet das auf einer "Blöß" liegende Stroh in Brand und musste von der Feuerwehr Prendt gelöscht werden.
Die Häuser waren ganz ausgebrannt. Beim "Weinberger" war noch der gesamte Hausstock aus Holzbalken, daher blieben ihnen nur mehr ein ganz kleiner Keller, in dem sie nun hausen konnten. Zwei Tage
später fiel dann auch noch durch das Löschwasser das Steingewölbe im Keller ein. Die Familie hatte gar nichts mehr, nur noch die Kleider am eigenen Leib. Ähnlich war es auch beim "Lehner", auch
dort brannte alles aus.
Für die Betroffenen hatte man dann eine Landessammlung veranstaltet. Die ganze Woche kamen von Freistadt, Reichenthal, Waldburg und St. Oswald b. Fr. 10 bis 15 Fuhrwerke mit Kleider, Bettwäsche,
Tuchenten und anderen Sachen. In den benachbarten Pfarren wurden Kirchensammlungen durchgeführt. Das Vieh, welches nicht notgeschlachtet werden musste, wurde bei Nachbarn provisorisch
untergebracht.
Mit dem Aufbau wurde sofort begonnen. Es kamen viele Maurer und Zimmerleute aus Opolz, Neustift, Reichenau, Reichenthal und Freistadt. Die Arbeiten gingen rasch - oftmals bis in die Nachtstunden
hinein - voran. Die Handwerker mussten die Verpflegung selbst mitbringen. Manche Häuser hatten ja nicht einmal einen Ofen zum Kochen.
Quelle: Erinnerungen von Ludwig Elmecker (geb. 25.8.1905, verst. 4.5.1993), wohnhaft in Oberpaßberg 2.